Bei unserem Drängen auf die Erschließung von Neubaugebieten wäre dem Rat unserer Gemeinde beinahe ein großes Missgeschick zugestoßen. Es konnte aber durch einen glücklichen Zufall vermieden werden.
Als in der Zeit des so genannten „Wirtschaftswunders“ eine Berliner Baugesellschaft hier in Westdeutschland Baugelände suchte, und unsere Bürger Ländereien an der Auffahrt zur Autobahn – also verkehrsgünstig – anbieten konnten, ergab es sich, dass dieser Bauträger diese als Bauland erwerben wollte. Nachdem sich das Unternehmen sehr schnell über den Kaufpreis mit dem Verkäufer der Ländereien geeinigt hatte, musste es darauf mit unserer Gemeindeverwaltung verhandeln.
Für uns Apelerner waren die voraussichtlichen, vorteilhaften Auswirkungen des ganzen Projektes ein willkommener Anlass, sich aktiv dafür einzusetzen; denn seinerzeit war doch jede Gemeinde darauf bedacht, den Nachbarn in Sachen „Konjunkturausnutzung“ den Rang abzulaufen. Die Voraussetzungen für die Aussicht auf Erfolg waren günstig, denn der Wasserbeschaffungsverband Allern hatte doch erst drei Jahre zuvor längst dieses Geländes eine Wasserleitung gelegt, und eine vorgefertigte Schreiber-Kläranlage sollte die gereinigten Abwässer in den Riesbach als Vorfluter ableiten. Auf Grund dieser Gegebenheiten erstellte der Architekt des Bauträgers einen Bebauungsplan für eine Fläche von 9,4 ha. Nach einigen von uns gewünschten geringfügigen Abänderungen sollte die Planung das Genehmigungsverfahren durchlaufen.
Nachdem bereits einige Bauplätze verkauft waren, erfuhren wir zufällig, dass derselbe Bauträger auch in Steina bei Bad Lauterberg (Harz) Baugelände erwerben wollte. Durch die Kontaktaufnahme mit der Gemeinde Steina konnten wir aber nichts Negatives über das Berliner Unternehmen erfahren. Glücklicherweise platzte das ganze Projekt mit allen damit gehegten Hoffnungen wie eine Seifenblase für unsere Gemeinde früh genug: Das Unternehmen hatte plötzlich den Konkurs angemeldet. Es gelang uns auch danach, einen unangenehmen Nachgeschmack aus diesem geplatzten Vorhaben zu vermeiden.
Der beauftragte Architekt, der gleichzeitig auch Gesellschafter des Bauträgers war, meldete nämlich nun bei uns auf Grund des Vertragsrechts Ansprüche an, die uns finanziell belastet hätten. Es gelang uns schließlich, ohne Einschaltung eines Rechtsanwaltes, ihn dazu zu bewegen, seine Ansprüche aufzugeben.Nach diesem Schreck fragten wir uns, was wohl geschehen wäre, wenn bereits ein größerer Teil an Parzellen verkauft und der Konkurs erst während der Erschließung des Baugeländes oder danach erfolgt wäre. Zum Glück waren auch die Gebühren für die Umfassungsvermessung des Pferdekamp-Baugebietes in Höhe von etwa 3000 DM und die Kosten für die Befestigung der Zufahrt zum Gelände in Höhe von 2500 DM vom Bauträger selbst aufgebracht worden. Wenn diese Angelegenheit unserer Gemeinde auch keine Kostenlawine gebracht hat, so trug sie doch zur Erkenntnis bei, dass der ganze Brocken mit 120 geplanten Wohngrundstücken für ein kleines Dorf wie Apelern mindestens eine Nummer zu groß gewesen war.
Nach vorstehender Aufstellung wurden in unserer Gemeinde in den Jahren von 1950 bis etwa 1980, also innerhalb von dreißig Jahren, 174 Neubauten erstellt. Wenn man nun Bilanz zieht und die Zahl der Neubauten mit der Zahl der schon vor 1950 vorhandenen Altbauten vergleicht, so kommt man zu einem fast unglaublichen Ergebnis, das folgendermaßen aussieht:
103 vor 1950 bebaute Grundstücke = 37,6 Prozent
174 nach 1950 bebaute Grundstücke = 62,4 Prozent
Es ist noch anzufügen, dass bei dieser Aufstellung alle möglichen Faktoren berücksichtigt wurden. So wurden z. B. die unbebauten Grundstücke gesondert aufgeführt, aber nicht in die Berechnung aufgenommen. Durch diesen Bericht über die Bauentwicklung in Apelern soll auch der Nachweis erbracht werden, dass wir und auf diesem Gebiet anderen Gemeinden gegenüber sehen lassen können. Abschließen sei es mir an dieser Stelle gestattet, zu fragen, ob wir ohne diese ege Bautätigkeit in Apelern noch eine Grundschule hätten.
Abb. 1: Schäferstraße: Hier hatte der Schäfer Heinrich Riechert Nr. 26 eine kleine Kötnerstelle mit größerer Schafherde. Daher der früher gebräuchliche Name: „Schäper-Stroiten“
Abb. 2: Berliner Straße: Zu Ehren einer geteilten Stadt benannt.
Abb. 3 und 4: Die Parkstraße ist mit 575 Metern nach der Hauptstraße (Bundesstraße) die längste Straße im Ort. Die Trasse hierfür waren vor 30 Jahren noch 2 unbefestigte Feldwege. Oben: Aufnahme vom Park aus. Unten: Aufnahme von der Lyhrener Straße aus.
Abb. 5: Schlesierweg: Die 10 Grundstücke wurden meistens als Landwirtschaftliche Nebenerwerbssiedlungen durch die Niedersächsische Landgesellschaft ab 1954 bebaut.
Abb. 6: An der Spille: Heute sind an dieser Straße 19 Grundstücke bebaut, während früher hier 20 Jahre lang nur Friedrich Riechmann Nr. 107, jetzt: An der Spille 5, wohnte.
Abb. 7: Auf der Wehmhude (Upper Wirmhaue): Eine etwa 120 Jahre alte Wohnstraße nur durch Umbauten saniert und verschönert.
Abb. 8: Bunnenbergstraße (Annen Bunnenbarge): Vor dem 2. Weltkrieg standen hier 3 Wohnhäuser, heute sind es 14.