Das Apelerner Vereins- und Gemeinschaftsleben

In der hundertjährigen Geschichte Apelerns spielte auch das Vereinsleben eine große Rolle. Der erste in unserem Dorf gegründete Verein zur Förderung der Kultur und der Geselligkeit war der Gesangverein „Liedertafel“.
Welches Ziel er sich einst setzte, sagt uns der § des Gründungsstatuts vom 18. Oktober 1878:
„Unterm heutigen Tage hat sich in Apelern unter dem Namen „Liedertafel“ ein Verein gebildet, welcher die Pflege des Gesanges sowie gemeinnützige, belehrende Unterhaltung zum Zwecke hat.“
Der Vorstand und sämtliche Mitglieder des Vereins haben damals das Gründungsprotokoll zur Erinnerung unterschrieben. An erster Stelle steht der Name des ersten Vorsitzenden Anders. Darauf folgt Flake als Chorleiter und Grobe als Kassenführer. Andere bekannte Namen sind: Hue, Dreyer, Haasemann, Mönkeberg, Grupe, Knief, Wallbaum, Leifheit, Lambert, Schütte, Fromme, Meyer, Hattendorf, Semmler, Reese, usw.. Dem Verein gehörte überwiegend der bürgerliche Mittelstand an: Bauern, Kaufleute, Handwerker und Beamte. Dies kam dadurch zustande, dass der Verein nicht alle Antragsteller aufnahm. Über einen Aufnahmeantrag entschied die gesamte Mitgliedschaft, indem jedes Mitglied für den Bewerber eine weiße Bohne als Symbol für die Zustimmung oder eine schwarze Bohne zum Zeichen der Ablehnung in einen aufgestellten Behälter fallen ließ. Der Monatsbeitrag von nur dreißig Pfennig reichte für den Unterhalt des Vereins allein nicht aus, so dass er auf zusätzliche Spenden angewiesen war.

Getreu der Zielsetzung des Gründungsstatuts sorgte der Verein neben der Pflege des Gesanges trotz mancher Schwierigkeiten, insbesondere trotz des Mangels an Geld, beständig auch für die gemeinnützige Unterhaltung. Um Jahr für Jahr den Anteil an der Pflege der Geselligkeit zu sichern, zeichneten sich auch die Ehefrauen der Sangesbrüder durch große Opferbereitschaft aus, indem sie durch stetige Spenden die Vereinskasse aufbesserten und aus ihren Einsparungen bei der Haushaltsführung sogar das Geld für die Stiftung einer Vereinsfahne aufbrachten.
Durch eine straffe, innere Ordnung in Form von Strafzumessung für unentschuldigtes Fehlen wurde ein vollzähliger Besuch der Singstunden gewährleistet. Diese Maßnahme war im §3 des Vereinsstatus verankert:
„Unentschuldigtes Fehlen zieht eine Strafe von 20 Pfennig und ein Eintreffen in die Versammlung später als fünf Minuten nach der festgesetzten Zeit eine Strafe von 10 Pfennig nach sich. Diese Strafgelder müssen innerhalb der nächsten acht Tage zur Kasse entrichtet sein, widrigenfalls sie sich verdoppeln.“

Auch besondere Ereignisse unter den Sangesbrüdern (Geburtstag, Dienst- oder Geschäftsjubiläum, Vaterschaft, Silberne Hochzeit, u.a.m.) nutzte der Verein zur Auffüllung seiner Kasse, indem dem Jubilar ein mehrstimmiges „Hoch“ dargebracht wurde. Je nach der Güte bzw. der Harmonie des Ständchens hatte der Geehrte 50, 30 oder 20 Pfennig an den Kassenwart zu zahlen. In jedem Winter veranstaltete die „Liedertafel“ einen Sängerball, der stets mit einem „Hoch“ auf Kaiser und Reich eröffnet wurde. Diese Huldigung wurde nach der Reichsgründung (1871) anfangs dem hochverehrten Kaiser Wilhelm I. (1871-1888) dargebracht und danach traditionsgemäß auf Kaiser Friedrich III. und dessen Sohn Wilhelm II. übertragen. Der Sieg über Frankreich und die Gründung des Reiches war damals für die meisten Deutschen ein geschichtliches Ereignis, das sie mit Stolz erfüllte und eine Verehrung des Kaiserhauses bewirkte.

Die „Liedertafel“ widmete sich auch der Nächstenliebe, indem sie häufig Sammlungen organisierte, um das Los der Armen in der Gemeinde zu mildern. In einem großen, festlichen Rahmen verlief die Feier zum 50jährigen Jubiläum des Gesangvereins im Jahre 1928 in der Feldscheune des Gutspächters Gustav Franke. Im Jahre 1934 verband sich die „Liedertafel“ mit dem später gegründeten Apelerner Gesangverein „Frohsinn“ zum „Männergesangverein Apelern“.
Da ja dem Gesangverein „Liedertafel“ fast nur Männer der bürgerlichen Oberschicht angehörten, und damit längst nicht alle Berufsschichten Apelerns vertreten waren, ist es erklärlich, dass in Apelern bald noch ein zweiter Männergesangverein in Erscheinung trat. Dies geschah im Jahre 1899 durch die Gründung des Vereins „Frohsinn“, Der Vereinspräsident des konkurrierenden „Frohsinn“ war der Schneidermeister Heinrich Weihe, der nach der Satzung zusammen mit dem Vizepräsidenten den Vorstand bildete. Die Chorleiter waren der Reihe nach Schütte sen., Enkemeyer, Böhling und Schütte jun.. Als Vereinslokal wählte man zunächst das Hotel „Drei Kronen“ und danach die Gastwirtschaft Lohmann.
Die Aufnahme in diesen Verein erfolgte durch den Nachweis beim Probesingen, dass der Bewerber als Sänger auch eine wirkliche Stütze des Klangkörpers darstellte. Dem Gesangverein „Frohsinn“ ging es satzungsgemäß mehr um die Pflege des Liedgutes und weniger um die Pflege der Geselligkeit.

Im Jahre 1924 feierte der Verein in einem großen festlichen Rahmen sein 25jähriges Bestehen in der großen Feldscheune des v. Münchhausenschen Gutes, die damals allgemein als Festhalle benutzt wurde. Zu den Festlichkeiten wurde die Feldscheune ganz mit schweren Dielen ausgelegt und festlich ausgeschmückt. Unter ihrem Dache feierte man:
das Kreislandbundfest der Landwirte im Jahre 1920,
das Gauturnfest des Turnvereins Germania im Jahre 1921,
das Kreislandbundfest mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung im Jahre 1923,
das 25jährige Jubiläum des Gesangvereins „Frohsinn“ im Jahre 1924,
das Stahlhelmfest im Jahre 1925,
das 50jährige Jubiläum des Gesangvereins „Liedertafel“ im Jahre 1928,
und das Feuerwehrfest im Jahre 1963.

Bei den großen Landbundfesten standen vor dem Scheuneneingang noch zusätzlich errichtete Zelte. Wie bereits erwähnt vereinigte sich im Jahre 1934 der Gesangverein „Frohsinn“ mit dem Verein „Liedertafel“ zum „Männergesangverein Apelern“ (heute: MGV Apelern). Dieser Zusammenschluss wurde aber nicht von allen Mitgliedern der beiden Vereine gebilligt; diese bestätigten ihre Opposition durch ihren Austritt. Bis zu diesem Zeitpunkt sprach man in Apelern stets vom alten und jungen Gesangverein. Diese Unterscheidung war nun aufgehoben. Wenn der Zusammenschluss etwas Gutes zur Folge hatte, dann war es in erster Linie der Zustrom an jungem Nachwuchs, welcher dem Chor nun einen bedeutenden Aufschwung verlieh. Auch das gesellige Beisammensein kam im vergrößerten Verein nicht zu kurz. Wer damals Sangesbruder war, wird sich auch gern an die fröhliche Fahrt in das östliche Harzgebiet im Jahre 1937 erinnern, die den Besuch der Rosstrappe und der Orte Thale und Wernigerode einschloss.

Wie im Ersten Weltkrieg, so lichtete auch der Zweite Weltkrieg die Reihen des Vereins nicht unerheblich. Bei vielen Anlässen wurde der Gefallenen der Kriege gedacht, aber auch das Leiden der Kriegsgefangenen geriet nicht in Vergessenheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg regte sich das Vereinsleben des Gesangvereins erst wieder im Jahre 1946, weil die alliierten Besatzungsmächte in den Besatzungszonen bis dahin die Gesangvereine verboten hatten.
Da sich seinerzeit der frühere Chorleiter Friedrich Schütte noch in der Kriegsgefangenschaft befand, sprang L. Altenburg aus Rodenberg für ihn ein. Als Friedrich Schütte im Jahre 1948 endlich aus der Gefangenschaft heimkehrte, brachten ihm die Sangesbrüder einen herzlichen Willkommensgruß dar. Bezugnehmend auf das Gründungsjahr des Teilvereins „Liedertafel“ beging der Männergesangverein Apelern festlich im Jahre 1953 das 75jährige und im Jahre 1978 das 100jährige Bestehen. Wie bei ähnlichen Feierlichkeiten, so erklang aus diesem besonderen Anlass der Willkommensgruß der Niedersachsen: „Wo die Weser rauscht, wo die Heide blüht, vom Harz bis zum Nordmeer, heil dir, heil, du deutsches Lied!“

Nach dem deutsch-französischen Krieg (1870-71), der Niederlage der Franzosen und der Reichsgründung während der Kaiserproklamation am 20.1.1871 in Versailles entwickelte sich ein starkes Nationalgefühl aller im Reiche vereinigten Deutschen. Der Patriotismus trat besonders stark bei den am Feldzug beteiligten ehemaligen Soldaten und Reservisten auf. Die Gründung von Kriegervereinen zur Pflege soldatischer Traditionen in Stadt und Land schritt denn auch unaufhaltsam voran.
Im Jahre 1895 kamen auch in Apelern einige ehemalige Teilnehmer am Krieg 1870/71 auf den Gedanken, einen Kriegerverein ins Leben zu rufen. Satzungsgemäß ging es dem Verein um die Pflege der Kameradschaft und anderer soldatischer Traditionen. Trotz der Beschränkung, dass ihm nur ehemalige Soldaten beitreten konnten, erhielt der Kriegerverein starken Zulauf. Daher spielte er im Gesellschaftsleben Apelerns um die Jahrhundertwende eine große Rolle.

Alljährlich fand am 27. Januar, dem Geburtstag Kaiser Wilhelms II., ein großer Kriegerball mit Theateraufführung statt. Am 26. Juni 1898 feierte man die Einweihung der schwarz-weißroten Vereinsfahne. Während des Ersten Weltkrieges (1914-18) ruhte das Vereinsleben. Im Jahre 1920 regte es sich wieder, und man feierte noch im gleichen Jahr das 25jährige Bestehen. Unter der allgemeinen, wirtschaftlichen Not und den antimilitaristischen Neigungen und Gesetzen während der Weimarer Republik (1919-1932) ließen die Aktivitäten des Vereins merklich nach.

Nach der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus im Jahre 1933 bis zum Polenfeldzug im Jahre 1939 blühte das Vereinsleben zwangsläufig wieder auf, da ja im Dritten Reich das Soldatentum besonders geehrt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges ruhte das Vereinsleben wiederum gänzlich. Aber danach wurde der Kriegerverein in „Kyffhäuserkameradschaft Apelern“ umbenannt und neu belebt. Im Juni 1965 feierte die aus 102 Mitgliedern bestehende Kameradschaft ihr 70jähriges Jubiläum in Verbindung mit einem Kyffhäuser Kreisverbandsfest. Gegenwärtig entwickelt sich die Kyffhäuserkameradschaft rückläufig, weil bei einem großen Teil der heutigen, männlichen Jugend soldatische Traditionen verpönt sind, und die Reservisten der Bundeswehr sich überwiegend in der Bundeswehr-Reservistenvereinigung aufgehoben fühlen.
Wenn der größte Teil der ehemaligen Soldaten des Zweiten Weltkrieges nicht mehr unter den Lebenden weilt, dann wird die Kameradschaft kaum noch eine Zukunft haben. Die Führung des Vereins lag in den folgenden Händen: Wilhelm Dreyer, Dünhaupt, Schütte, Hattendorf, Johann Helle (24 Jahre lang), Heinrich Meyer und Karl Leifheit. Die fast 90jährige Existenz verdankt der Verein sicherlich wohl auch seiner umsichtigen und tatkräftigen Führung.

Als vierten Verein gründete man in Apelern im Jahre 1905 den „Turnverein Germania“. Zu den Gründern des Vereins gehörten unter anderen die Molkereigehilfen Pagel und Thiele, die gleichzeitig auch die ersten Vorturner des Vereins waren. Der Turnverein besaß die folgenden Geräte: Reck, Barren, Seitpferd, Sprungbrett und Matten. Der erste öffentliche Turnwettkampf fand im Jahre 1913 vor der Feldscheune „Auf der neuen Wiese“ statt. Der erste Preis ging an August Knief von Nr. 23, der zweite an Heinrich Hattendorf von Nr. 42 und der dritte an Karl Meyer von Nr. 88.

Wie bei anderen Vereinen, so unterbrach der Erste Weltkrieg auch die Arbeit des Turnvereins. Als im Jahre 1919 das Turnen wieder aufgenommen wurde, führte der Verein auch die Leichtathletik ein, denn dieser Sportzweig war für die Aufnahme des Breitensports unerlässlich. Damit war sichergestellt, dass unser Verein auch bei künftigen Kreis-, Bezirksund Gauturnfesten erfolgversprechend mithalten konnte.
In Sachsenhagen fand im Jahre 1920 das erste Bezirksturnfest statt. Der Turnverein Germania begab sich am Festtag in aller Frühe mit drei festlich geschmückten Leiterwagen nach dem sechzehn Kilometer entfernten Wettkampfort. Leider nahmen unsere Turner bei den Wettkämpfen die hintersten Plätze ein. Dieses Ergebnis hielt aber unsere Turner nicht davon ab, während der Rückfahrt nach Apelern eine feuchtfröhliche Stimmung zu erzeugen.

Das Glück wollte es, dass unser Turnverein im Jahre 1921 aus Anlass des ersten Gauturnfestes in der Nachkriegszeit der Gastgeber für 300 Wettkampfteilnehmer sein durfte. Es war sehr beeindruckend, die Keulenschwinger „Auf der neuen Wiese“ nach dem Rhythmus eines hierzu komponierten Musikstücks in kunstfertiger Aktion zu sehen. Bei dieser Veranstaltung stellte unser Verein immerhin vier Turner, die ihr Haupt mit einem Eichenkranz als Zeichen des Siegens schmücken durften. Die für dieses Ereignis gedruckte Festschrift enthielt als Einleitung das folgende Gedicht:
„Die Turner aus des Deisters grünen Auen und aus dem waldgekrönten Süntelland,
zu vielen Hunderten sind sie zu schauen, hier bei der Heerschau an des Deisters Rand.
Frisch-fromm-fröhlich-frei folgt jeder seiner Fahne, die nicht zum Truge führt im eignen Glanz.
Nein, ernstes Ringen gilt’s auf grünem Plane, Beim Kampf um den schlichten Eichenkranz.“

Dieses Gauturnfest war in der Vereinsgeschichte wohl der ereignisreichste Höhepunkt. Hierfür war der Verein besonders dem damaligen Bezirksturnwart August Knief zu Dank verpflichtet, der drei Jahre später (1923) an den Folgen eines Kriegsleidens im Alter von 29 Jahren starb. Der plötzliche Heimgang des Mannes, dem der Verein viel zu verdanken hatte, schränkte nun die Aktivitäten vorübergehend ein. Nach einer längeren Pause wurde das Geräteturnen wieder voll aufgenommen. Außerdem nahm der Verein an den sehr populär gewordenen Waldläufen in Haste und an den Staffelläufen in Barsinghausen und Bad Nenndorf teil.
Zu Beginn der dreißiger Jahre, die vom politischen Umschwung geprägt waren, litt die Vereinstätigkeit unter den damaligen Freizeitdiensten der Hitlerjugend, der SA und des Stahlhelmbundes. In der Kriegszeit (1939-1945) war das Vereinsleben völlig zur Ruhe gekommen. Im Jahre 1946 erfolgte die Wiederbelebung der Vereinstätigkeit, aber vorerst nur innerhalb der Sparte Fußball. Nach der Errichtung des Sportzentrums mit der geräumigen Sporthalle wurden auch die übrigen Sparten belegt und der Jugendsport besonders gefördert.

Im Jahre 1980 konnte der Turn- und Sportverein Germania in der festlich geschmückten Sporthalle schließlich sein 75jähriges Bestehen feiern. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Sparte Fußball hinsichtlich ihres Spielplatzes eine regelrechte Wanderschaft durchmachen musste. Ehe sie sich im Jahre 1961 auf dem heutigen Fußballplatz im Bereich des 2,5 ha großen Sportgeländes heimisch fühlen konnte, musste sie vom Platz „Auf den Kämpen“ auf den Platz „Auf der neuen Wiese“ und schließlich auf den Platz „In den Wiehewiesen“ wandern.

Die Menschen, die sich im Laufe ihres arbeitsreichen Lebens ein eigenes Wohnhaus, eine Hofstelle oder ein feudales Anwesen schufen oder solche Anwesen erbten, waren auch stets bestrebt, dieses zu erhalten und möglicherweise noch zu verschönern und zu vergrößern. Seit der Entdeckung des Feuers gehen auch Flur-, Wald- und Gebäudebrände einher, ausgelöst durch die Natur (Blitzschläge, Selbstentzündung von Heu usw.), durch Kriegseinwirkungen, Brandstiftungen und technische Unzulänglichkeiten (offenes Feuer, Kerzen, Petroleumlampen, schadhafte elektrische Leitungen und Geräte usw.).
Da bei Bränden sehr häufig auch der Tod von Menschen und Tieren zu beklagen war, entwickelte sich unwillkürlich die Bereitschaft der Menschen, den in Feuersnot geratenen Mitmenschen und Tieren zu helfen und zu retten, was gerettet werden kann, und die Obdachlosen zu versorgen. Aus dieser freiwilligen Hilfe für den Nachbarn entstand im Laufe von Jahrhunderten das ungeschriebene oder geschriebene Gesetz der Hilfsverpflichtung im Falle der Feuersnot. So wurde einst durch Gesetz bestimmt:
„Jeder Bürger einer Ortschaft im Alter zwischen 16 und 60 Jahren hat sich bei einer Feuersbrunst unverzüglich an den Brandherd zu begeben, um Hilfe zu leisten.“

Dieses Gesetz kann man als die Geburtsstunde der Pflichtfeuerwehr bezeichnen. Das Feuerlöschverfahren bestand in den Anfängen aus der sogenannten Löschkette. Das war eine Menschenschlange, die sich vom Fluss oder See bis zum Brandherd bildete, und die die mit Wasser gefüllten und leeren Schöpfgefäße transportierte. Die ersten Schöpfgefäße waren aus Leder gefertigt. Später kam die von Pferden gezogene Handdruckspritze der Pflichtfeuerwehr in den Einsatz. Die Einteilung der Löschmannschaft hatte der Bürgermeister vorzunehmen und die Namensliste mit einer Meldung über den Zustand des Löschgerätes dem Kurfürstlichen Regierungsministerium zu übermitteln. So meldete der Apelerner Bürgermeister Haasemann im Jahre 1861 dem Kurfürstlichen Regierungsministerium:
„Beiliegend überreiche ich gehorsamst das Verzeichnis der Rettungsmannschaft bei Feuergefahr mit dem Bemerken, dass von den Führern nur Verwalter Volger verpflichtet (vereidigt) worden ist. Folgende Führer sind noch nicht verpflichtet: 1. Meyer, Nr. 8, 2. Wilkening, Nr. 32, 3. Verwalter Müller, 4. Gottlieb Fromme, 5. Kaufmann Meyer. 6. Wilkening Nr. 16.
Vielfache Personenveränderungen, welche im Ort vorgenommen sind, machten eine neue Einstellung der Mannschaften notwendig. Eine Revision der Feuerlöschgerätschaften ist vorgenommen worden, und es hat sich hierbei ergeben, dass keine Mängel daran abzustellen noch dazugehörige Gegenstände durch neue zu ersetzen nötig war.“
Apelern, am 13. Juni 1861 Der Bürgermeister

Beigefügt wurde das „Verzeichnis über die Einteilung der Mannschaften beim Ausbruch eines Feuers“. In dem Verzeichnis war festgelegt worden, wer
1. das Feuerzeichen gibt (den Feueralarm bliesen meistens die Nachtwächter)
2. die beiden Feuerreiter sind,
3. mit vier Pferden die Feuerspritze transportiert,
4. der Spritzenmeister ist,
5. die Rohr- und Schlauchführer und auch sonst an der Spritze Beschäftigten sind,
6. zur Pumpmannschaft gehört,
7. zur Mannschaft für die Handhabung der Löschgerätschaft und deren Herbeischaffung gehört,
8. zur Brandschutzwache gehört,
9. für die Trocknung und Wartung der benutzen Schläuche und Armaturen zuständig ist.
Der Leiter der Pflichtfeuerwehr, der den Titel „Brandmeister“ führte, wurde vom Gemeinderat gewählt. Die beiden letzten Brandmeister der Pflichtfeuerwehr waren Johann Helle (bis 1920) und Wilhelm Watermann (bis 1925). Wilhelm Watermann gründete im gleichen Jahr die „Freiwillige Feuerwehr Apelern“ und wurde von den freiwilligen Mitgliedern auch zum ersten Brandmeister gewählt und vom Gemeinderat bestätigt.
Wo sich heute die Gemeindegaragen befinden, stand damals das alte Feuerwehr-Gerätehaus. Hier waren die beiden Handdruckspritzen und die Schläuche untergebracht, die das Eigentum der Schulgemeinde Apelern-Lyhren waren. Im Zweiten Weltkrieg erhielt die Apelerner Wehr vom Feuerlöschverband Rodenberg die tragbare Motorspritze TS8, die ihre Bewährungsprobe bei dem durch Brandbomben in Brand gesetzten Hof des Bauern Wilhelm Hartmann in Großhegesdorf zu bestehen hatte.

Nach 30jähriger Brandmeistertätigkeit stellte Wilhelm Watermann seinen Posten aus Altersgründen zur Verfügung. Wegen seiner Verdienste um die Wehr wurde er zum Ehrenbrandmeister ernannt. Sein Nachfolger bis zum Jahre 1958 wurde Willi Bode. Während seiner Brandmeisterzeit wurde an der Hauptstraße das neue Gerätehaus mit dem Schlauchturm errichtet. Der Nachfolger Bodes war Wilhelm Nolting, der das Kommando über die Wehr bis zum Jahre 1970 führte. Danach ging es bis zum Jahre 1981 an Herbert Tegtmeier. Der gegenwärtige Ortsbrandmeister ist Rudolf Barth, welcher zuvor die Jugendfeuerwehr gründete und betreute.
Die inzwischen veraltete Motorspritze TS8 aus dem Zweiten Weltkrieg wurde im Jahre 1959 durch eine Bachert TS 8 ersetzt.
Vier Jahre später (1963) erhielt die Wehr eine TSF 8, die man in Anlehnung an den Namen des Ortsbrandmeisters scherzhaft „Flotte Wilhelm“ nannte. Sehr feierlich ging es schließlich am 16.5.1972 zu, als die Gemeinde der Feuerwehr auf dem Marktplatz eine LF8 übergab. Zur Verbesserung der Einsatzfähigkeit und Einsatzfreudigkeit erhöhte der Rat der Gemeinde die Zuschüsse an die Freiwillige Feuerwehr im Laufe desselben Jahres erheblich.
Ein Höhepunkt in einer Vielzahl von Festen der Apelerner Wehr war das Kreisfeuerwehrfest in unserem Ort im Mai des Jahres 1967. Der Aufmarsch der Wehren der Grafschaft und der Vorbeimarsch an der Ehrentribüne auf dem Marktplatz nach den Klängen der Feuerwehrkapelle Rinteln bot einen imposanten Anblick. Nicht minder großartig waren die sportlichen und technischen Wettbewerbe und das allgemeine Tanzvergnügen. Wenn auch durch die GemeindeGebietsreform ein verwaltungsmäßiger Zusammenschluss der einzelnen Dorfgemeinden erfolgte, so blieben die Feuerwehren im Wesentlichen davon unberührt.
In den einzelnen Dörfern stellen sie ein unentbehrliches Bindeglied im Gesellschaftsleben dar. In der Zahl der Mitglieder nimmt die Freiwillige Feuerwehr unter den Vereinigungen Apelerns den zweiten Platz ein.

Eine der jüngsten gesellschaftlichen Vereinigungen in Apelern ist der „Schützenclub von 1961“. Der Gründervater des Klubs ist der Bäcker und Bürgermeister Friedrich Helle. Die Mitgliederzahl des Schützenklubs, dem auch Frauen und Mädchen angehören, vermehrte sich so schnell, dass der Klub innerhalb von zwei Jahren in der Lage war, von der Gemeinde Land zu erwerben und sich „Auf der Höhe“ einen Schließstand und ein Klubhaus zu bauen. An jedem zweiten Sonntag im September feiert der Klub in Anlehnung an das Erntedankfest sein Schützenfest. Er stellt innerhalb der Gemeinde die drittgrößte Vereinigung dar.
Seit seiner Gründung gehört er dem Kreisverband Schaumburg an. Mit mehreren anderen Vereinen wechselte er später zum neu gegründeten Kreisverband „Nesselblatt“ über. Innerhalb dieses Kreisverbandes tritt das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Kameradschaft stark hervor, was besonders bei den einzelnen Schützenfesten zu beobachten ist, indem am Umzug der Schützen alle angeschlossenen auswärtigen Vereine aufmarschieren.

Wenn es in Apelern „Die Riesbachtaler“ nicht gäbe, würde man im Gesellschaftsleben des Dorfes eine Lücke auszufüllen haben. Aus Vorliebe zur Musik fassten einige Männer anlässlich des Erntedankfestes im Jahre 1949 den Entschluss, das eintönige Dorfleben der Nachkriegszeit mit einer Dorfkapelle zu bereichern. Zunächst ging man daran, Blasinstrumente aufzutreiben. Da anfangs wenig Geld vorhanden war, war der Verein auch auf Leihgaben angewiesen. Die erste, größere Spende (170 DM) für den Kauf von Musikinstrumenten kam vom Turnverein. Da viele Mitglieder auch in die eigene Tasche griffen, reichten die vorhandenen Instrumente und Mitglieder bald aus, um den „Musikverein Apelern“ auf die Beine zu stellen.

Da nun die begeisterten Musikanten eifrig übten und ihre Musizierkunst stetig verbesserten, konnten sie ihr Können auch bald in und außerhalb Apelerns unter Beweis stellen. Diese Auftritte brachten zusätzliches Geld in die Vereinskasse, und als auch der Gemeinderat einen jährlichen Zuschuss und bei besonderen Anlässen Beihilfen bewilligte, war der Nachschub des Vereins sichergestellt.
Einem für Musikkapellen modischen Trend folgend (Oberkrainer, Egerländer, Wesertaler usw.) gab man dem Musikverein Apelern im Jahre 1976 den Namen „Die Riesbachtaler“. Nach dreißig Jahren des Übens und des Darbietens veranstaltete der Verein im Jahre 1979 sein Jubiläumsfest in der neuen Mehrzweckhalle und in Zelten. Da die Zahl der jugendlichen Mitglieder ständig zunahm, hat der Verein zur Zeit keine Nachwuchssorgen. Hierdurch ist er ständig parat, die Dorffeste durch sein Mitwirken zu verschönern.

Seit dem Jahre 1967 trägt auch die Apelerner Tanz- und Trachtengruppe dazu bei, dem festlichen Rahmen der verschiedenen Feierlichkeiten im Dorfe ein buntes und bewegtes Bild hinzuzufügen. Sie bietet Tänze aus vergangenen Epochen in der alten Rotrocktracht dar, die sie auf Einladung auch außerhalb Apelerns darbietet. Leider ist diese Gruppe jetzt ständig um ihren Nachwuchs besorgt, da die heutige Dorfjugend mit vielen anderen Freizeitangeboten übersättigt ist.

Wie die meisten Hauseigentümer bestrebt sind, ihr Anwesen und die Umgebung zu kultivieren und zu pflegen, so ist es auch die Aufgabe eines Gemeinderates, die im Besitz der Gemeinde befindlichen Anlagen (Wege, Gärten, Parkanlagen usw.) schön herzurichten und in Ordnung zu halten.
DieAktionen „Unser Dorf soll schöner werden“ haben bewirkt, dass es zwischen den einzelnen Dorfgemeinden zu einem Wettbewerb gekommen ist, der zukünftig wohl kaum noch wegzudenken ist. Um diesem beständigen Wettbewerb mehr Aufmerksamkeit zu schenken, wurde in Apelern im Jahre
1975 der „Verein für Heimatpflege und Fremdenverkehr“ gegründet, der gegenwärtig 26 Mitglieder hat. Diese widmen sich in ihrer Freizeit der dankbaren Aufgabe, das Ortsbild und seine unmittelbare Umgebung schöner zu gestalten.

Unmittelbar nach der Gründung ging der Verein mit Unterstützung der Gemeinde daran, die Wanderwege zum „Großen Riesen“ und im Wald auszubessern. In seine Pflege nahm er auch einen Teil des v. Münchhausenschen Parks. Er stellte dort einige Bänke auf und machte den sogenannten „Hofgarten“ mit seinem „düsteren Weg“ für die Erholungssuchenden zugänglich. An einigen Feldwegen wurden Pappeln angepflanzt, was nicht den Beifall einiger Bauern fand. Die finanziellen Aufwendungen teilt sich der Verein mit je einem Drittel mit der Gemeinde und dem Landkreis. Die Zuschüsse der Öffentlichen Hand sind jedoch nicht festgelegt; sie richten sich nach den jeweiligen, finanziellen Möglichkeiten.

Zum Zeichen dafür, dass der Apelerner Gemeinderat stets bemüht war, Siedlungsland zu erwerben und zu erschließen, wurde hier im Jahre 1961 auf Grund der regen Bautätigkeit der „Siedlerbund Apelern“ ins Leben gerufen. Nach dem Beispiel der landwirtschaftlichen Genossenschaften stellte sich der Bund die Aufgabe, seinen Mitgliedern durch Sammelbestellungen für Sämereien, Pflanzen, Obstbäume, Arbeitsgeräte usw. die Einkäufe zu verbilligen. Darüber hinaus spielte die Pflege der Geselligkeit und des gemütlichen Beisammenseins mit dem üblichen Erfahrungsaustausch keine untergeordnete Rolle. Man kann beobachten, dass der gegenwärtige Vorstand sehr rührig ist und ein emsiges Vereinsleben entfaltet. Das erst kürzlich angeschaffte Banner als Vereinssymbol ist nicht das einzige Anzeichen einer günstigen Fortentwicklung.

Es ist bereits an anderer Stelle berichtet worden, dass sich die Einwohnerschaft Apelerns bis zum Jahre 1948 durch Hinzukommen der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aus dem deutschen Osten fast verdoppelte. Da diese Menschen ein gemeinsames Schicksal verband, entwickelte sich daraus sehr bald eine Solidargemeinschaft: der Bund der Vertriebenen. Der Bund machte es sich zur Aufgabe, den Entwurzelten und zum Teil Mittellosen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Im Anfang bereiteten die Beschaffung von Wohnraum, Bekleidung und Gegenstände des täglichen Gebrauchs die meisten Sorgen. Für viele war sogar das Ausfüllen oder das Stellen von entsprechenden Anträgen mit Schwierigkeiten verbunden, und für solche Fälle war der Bund der Vertriebenen häufig die letzte Zuflucht. Der Bund widmete sich mit Erfolg auch der Pflege des heimatlichen Brauchtums und der angestammten Kultur. So standen Volkstänze, Heimatlieder und Theateraufführungen oft bei Heimatabenden und Festveranstaltungen auf dem Programm. Eine beachtliche Rolle spielte der Bund auch in der Gemeindepolitik, indem er die Interessen der Vertriebenen nachhaltig vertrat.
Da mit der Zeit die Hoffnung auf Rückkehr in die alte Heimat schwand, kam es nach und nach zur Verwurzelung der heimatlosen Ostdeutschen mit der neuen Umgebung. Die vollständige Integration in die Dorfgemeinschaft vollzog sich schneller, als man zu hoffen wagte. Dies war aber auch gleichbedeutend mit der Auflösung des Bundes der Vertriebenen, die sich bald nach dem Tode des langjährigen Vorsitzenden Max Kynast im Jahre 1971 vollzog.

Seit fünfzig Jahren besitzt Apelern auch einen Stützpunkt des Deutschen Roten Kreuzes. Innerhalb der DRK-Ortsgruppe ist die Gruppe der Frauen zur Zeit besonders aktiv. Sie organisiert den Blutspendedienst, sammelt für wohltätige Zwecke und lädt von Zeit und Zeit zum Besuch ihrer Basars ein. Die dabei erzielten Erlöse fließen an Hilfsbedürftige oder dienen der Aufrechterhaltung der Organisation. Einmal im Jahr unternimmt die Frauengruppe eine längere Reise mit dem Autobus und führt daneben häufig auch Fußwanderungen durch. Alle vierzehn Tage treffen sich die Frauen im Café Lober zum Klönund Strickabend. Die männlichen Mitglieder haben an DRK-Schulungskursen teilgenommen und wirken als Ausbilder bei Kursen für Erste Hilfe mit.

Die Zahl der in den beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten wird mit 20 Millionen angegeben. Mehr als 90 Prozent der Kriegstoten ruhen in fremder Erde. Ihre Einzelgräber, Massengräber und Gedenkstätten zu pflegen und zu errichten, gehört zur Zielsetzung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der auch in Apelern mit einer Ortsgruppe vertreten ist. Mit den Beiträgen seiner Mitglieder allein kann der Volksbund seine umfangreiche Aufgabe nicht erfüllen. Er ist daher auf Spenden angewiesen.

An jedem Volkstrauertag im November führt er deshalb Haussammlungen durch. Mitglieder der Ortsgruppe Apelern nahmen auch an den in jedem Jahre vom Volksbund im Bezirk Hannover veranstalteten Besuchsfahrten von Soldatenfriedhöfen im Ausland teil. Hierfür muss jeder Teilnehmer natürlich die Fahrtkosten selbst bezahlen. Da die Besuchsfahrten sehr gut organisiert sind, lohnt es sich sehr, an solchen lehrreichen Touren teilzunehmen. Reichsbund der Kriegsopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen: im Sprachgebrauch wird diese Organisation kurz „Reichsbund“ genannt. Am 9. Mai 1949 wurde in Apelern mit dem Zweck und Ziel, die finanziellen Ansprüche der Kriegsteilnehmer, deren Hinterbliebenen und Behinderten bei den zuständigen Behörden durchzusetzen, eine Ortsgruppe gegründet. Später übernahm der „Reichsbund“ auch noch die Betreuung der Sozialrentner und sonstigen sozial Schwachen. Auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz, da in jedem Winter eine Weihnachtsfeier und sonstige Veranstaltungen stattfinden. Im Sommer wird jährlich eine mehrtägige Fahrt (in diesem Jahr nach Österreich) unternommen. Der Reichsbund betreut etwa 100 Mitglieder und wird seit 1974 von Frau Charlotte Kölling (Am Riesbach Nr. 4) als 1. Vorsitzende geleitet.

Die erwähnten Vereine und Verbände Apelerns stellen seit einiger Zeit auch eine Interessengemeinschaft dar, die sich damit befasst, die im Verlaufe eines Jahres stattfindenden Versammlungen und Festlichkeiten zu koordinieren. Diese Dachorganisation ist auch der Träger der sehr beliebten Karnevalssitzungen, die alljährlich in der Mehrzweckhalle über die Bühne gehen. Das von mir geschilderte Vereinsund Gemeinschaftsleben in Apelern, welches zur Festigung der Dorfgemeinschaft nachhaltig beiträgt, wurde nach Berichten anderer und aus eigenen Erinnerung zusammengestellt und niedergeschrieben. Sollte hierbei die eine oder andere Vereinigung zu kurz gekommen oder sogar übersehen worden sein, so möchte ich dies damit entschuldigen, dass es nicht absichtlich geschah.