Schraubt man das Rad der Postgeschichte bis in das Jahr 1885 zurück, so bringt man in Erfahrung, dass sich damals am Haus Nr. 40 des Apelerner Schneidermeisters Wilhelm Bruns ein Schild mit der Aufschrift „Postagentur“ befand. Das Haus des Agenturverwalters Bruns stand im Jahre 1885 an der gleichen Stelle, wo heute das Haus Nr. 2 „Auf der Bult“ steht. Der Verwalter bzw. der Posthalter Bruns besorgte die Geschichte der Agentur bis zum Jahre 1906. Danach verwaltete der Postangestellte Pahlke die Agentur bis zum Jahre 1909. In der folgenden Zeit besorgte der Molkereigehilfe und Schwiegersohn des ehemaligen Posthalters Bruns, Gerhard Scherhorn, die Postgeschäfte.
Bis zum Jahre 1914 beaufsichtigte der jeweilige Posthalter ständig zwei Postboten, auch „Briefträger“ genannt, die hauptsächlich mit der Zustellung der Postsendungen beauftragt waren.
Der Zustellbereich der Apelerner Agentur erstreckte sich auf Apelern, Wiersen, Wierser Landwehr, Reinsdorf und Lyhren. In meiner Erinnerung an die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) blieb auch das Bild der Postkutsche, mit welcher Karl Fedderke täglich die Strecke RodenbergHattendorf-Rehren A.O. und zurück abfuhr. Der Postbote Fedderke wohnte im Haus Nr. 83 an der Pohler Straße. Wenn die Postkutsche mit dem vorgespannten dunklen Fuchs am Rand der Straße abgestellt war, wusste man, dass Fedderke gerade verschnaufte.
Die meisten Postboten bzw. Briefträger waren zuvor als Arbeiter im Telegraphen-Leitungsbau tätig, ehe sie in den Postzustelldienst übernommen wurden. Diesen beruflichen Umweg machten auch die hier mit langjähriger Erfahrung tätigen Postboten Bövers und Rahde durch. Der Postbotendienst war damals ausgesprochen strapaziös. In der Überlandzustellung hatte der mit Briefen und Paketen beladene Bote tagsüber die Wegstrecke Apelern – Wiersen – Feldmark – Wierser Landwehr – Reinsdorf – Lyhren – Apelern zu Fuß zurückzulegen. Und abends musste er die in einem Karren untergebrachte abgehende Post zum Bahnhof nach Rodenberg schicken. Wie anstrengend dieser Tagesund Abenddienst bei Wind und Wetter war, habe ich im Alter von fünfzehn Jahren selbst am eigenen Leibe erfahren, weil ich diesen Postboten-Zustelldienst als Aushilfskraft im Kriegswinter 1917/18 für ein monatliches Entgelt von 90 Mark verrichtete.
Da die Postbeförderung damals noch mehr als heute von der Eisenbahn und ihren Verkehrsverbindungen abhängig war, hatte sich die Postverwaltung und das (Haupt-) Postamt im Eisenbahnknotenpunkt Haste angesiedelt. Als sich um das Jahr 1929 das Automobil als Konkurrenz zu Pferdekutsche und Fahrrad weiter verbreitet hatte, ging auch das Postamt Haste dazu über, die einzelnen Postnebenstellen mit dem Postauto zu versorgen. Bis zum Ableben des Posthalters Scherhorn und dessen Ehefrau im Jahre 1936 fuhr das Haster Postauto täglich am Hause Nr. 40 vor, um die Zustellpost abzuliefern und die abgehende Post aufzunehmen. Danach hielt das Postauto täglich an der neuen Postnebenstelle im Hause Nr. 62 am Kirchplatz, das als das Domizil des neuen Posthalters Friedrich Schütte bekannt war.
Vier Jahre später (1940) wurde Schütte zum Kriegsdienst eingezogen und kehrte erst nach sieben Jahren (1947) aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück. Während dieser ganzen Zeitspanne erfüllte dessen Ehefrau die Dienstobliegenheiten eines Posthalters reibungslos und gewissenhaft. Im Rahmen der Zentralisierungsmaßnahmen der Deutschen Bundespost wurde das Postamt Haste im Jahre 1957 aufgelöst und in das Postamt Wunstorf integriert. Seitdem wird die Postnebenstelle Apelern dienstlich vom Postamt Wunstorf betreut und versorgt. Vor der Gemeindereform (1974) hatte der Postzustellort Apelern die Leitzahl 3051, danach aber 3054. Nachdem der Posthalter Friedrich Schütte im Jahre 1970 das Rentenalter erreicht hatte, übernahm Manfred Tischer diesen Dienst. Im Jahre 1982 zog die Postnebenstelle vom Kirchplatz Nr. 2 in den Neubau des Dieter Knief, Hauptstraße 33, um. Der Posthalterdienst in dieser neuen Postnebenstelle wird gegenwärtig von Ilsa Wieggrebe aus Wiersen ausgeübt.